Wie fühlt sich ein Tag bei der Berufsfeuerwehr an? Das konnten die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Eutingen im Gäu jetzt live erleben. Am Wochenende veranstalteten wir eine 12- bzw 24-Stunden-Übung. Dabei gab es unterschiedliche Aufgaben zu lösen, bei denen sie ihr Feuerwehrwissen anwenden und vertiefen konnten. Und natürlich stärkt so ein Tag auch den Zusammenhalt zwischen den Kindern und Jugendlichen. Besonders bedanken möchten wir uns bei der Firma Weingärtner Kabel, einem Mitglied der Unternehmer-Initiative (UNI) Eutingen, die für uns die Verpflegung am gesamten Tag bezahlt hat. Außerdem danken wir auch der Firma Kieferle Präzisionsteile-Biegetechnik – ebenfalls Mitglied der UNI – für die Bereitstellung ihres Firmengeländes für eine große Übung. Einen Dank möchten wir auch ans THW Horb und das DRK Eutingen richten, die uns jeweils Feldbetten ausgeliehen hatten.

Schichtbeginn

Für die Jugendlichen ab 13 Jahren ging es am Freitagabend um 19:30 Uhr los. Zunächst gab es eine Einweisung wie der Tag abläuft. Dann wurden die Teilnehmer auf die verschiedenen Feuerwehrfahrzeuge aufgeteilt – bewusst in Gruppen, bei denen die Ortsteile gemischt werden. Da die Jugendlichen auch auf Fahrzeuge kommen, die sie nicht unbedingt aus ihrem Ort kennen, wurden ihnen die einzelnen Fahrzeuge und deren Gerätschaften noch gezeigt. Auch die „Alarm und Ausrückeordnung“ für diesen Tag wurde besprochen. Für die Nacht mussten noch die Zimmer im Feuerwehrhaus bezogen und die Feldbetten aufgebaut werden. Dann gab’s erstmal ein Abendessen für alle – die Kraft daraus würden die Jugendlichen schon noch brauchen.

Aufregende Nacht

Nach dem Essen fanden sich die Teilnehmer zu Gesellschafts- und Kartenspielen oder einfach zum Erzählen zusammen. So bildeten sich rasch auch neue Bekanntschaften. Allerdings wurde das gemütliche Beisammensein um 21:39 Uhr von unserem ersten „Alarm“ unterbrochen. Ein Gong und eine Durchsage riefen zum Einsatz. Angenommen war, dass der Rettungsdienst bei einem Einsatz in Göttelfingen Unterstützung braucht, weil der Patient aus dem oberen Stockwerk nicht über die Treppe transportiert werden konnte. Zu diesem Einsatz rückte zunächst eine Gruppe mit unserem Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) aus. Doch schon wenige Minuten später wurde auch der Rest der Mannschaft gerufen. Da der angenommene Patient nun mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert werden sollte, mussten das Löschgruppenfahrzeug (LF8/6) und der Mannschaftstransportwagen (MTW) zur Ausleuchtung des Göttelfinger Sportplatzes als Ladeplatz ausrücken.

Nach dem ersten Einsatz war natürlich nicht an Schlafengehen zu denken. Es gab viel zu erzählen und schließlich wurde noch gemeinsam ein Film angeschaut. Gerade als dieser beim Abspann angekommen war und die Jugendlichen überlegten, wie es nun weitergehen sollte, kam der nächste Alarmgong mit der Durchsage „Einsatz für die Jugendfeuerwehr“, diesmal „unklare Rauchentwicklung, Firma Kieferle„. Der MTW fuhr zur Erkundung raus und alarmierte beim Eintreffen im Industriegebiet Hummelberg unverzüglich alle anderen Kräfte nach, denn ein Brand in der Produktionshalle wurde angenommen, der auf das angrenzende Bürogebäude überzugreifen drohte. So waren alle nochmal zu einem zweiten Nachteinsatz gefordert. Ausleuchtung der Einsatzstelle wurde aufgebaut, Schläuche verlegt und das „Feuer“ gelöscht. Nach der Rückkehr ins Feuerwehrhaus waren zwar fast alle schon müde, aber bei dem ein oder anderen dauerte es noch ein wenig, bis er zum Schlafen kam.

Fehlalarm um Punkt 6:00 Uhr

Ein paar Jugendliche sprangen Punkt 6:00 Uhr aus den Betten und rannten in die Fahrzeughalle zum nächsten Einsatz – sehr zur Überraschung der Betreuer, die gar keinen Einsatz geplant oder ausgelöst hatten. Wie sich schnell herausstellte, hatte einer der Jugendfeuerwehrler vergessen, seinen Handywecker abzustellen, und dieser war von einigen als Alarm interpretiert worden. Es konnten sich also alle wieder hinlegen. Kurz vor dem Frühstück um 7:24 Uhr kam aber der Gong dann doch wieder: „Einsatz für die Jugendfeuerwehr, Container und Bäume brennen“. Wir nahmen an, dass die Papiercontainer im Vollmaringer Weg Ecke Höhenstraße im Vollbrand standen und auch die angrenzenden Bäume bereits brennen. Nachdem bei den Papiercontainern „Feuer aus!“ gemeldet werden konnte, gab es Frühstück für alle.

12-Stunden-Schicht beginnt

Beim Frühstück waren dann auch die 8 bis 12 Jährigen dabei, deren 12-Stunden-Schicht um 8 Uhr morgens begann. So hatten wir insgesamt 35 Kinder und Jugendliche mit ihren Betreuern beim Frühstück im Feuerwehrhaus. Die aufgenommene Energie wurde von den Teilnehmern gleich in zahlreiche Bewegungsspiele im Hof der Feuerwehr umgesetzt. Der Gong beendete nicht nur die Spiele im Hof, auch das Abtrockenhandtuch in der Küche flog mit Schwung in die Ecke: „Vermisste Personen, Rohrdorf Holzgasse“. Im Wald hinter dem Rohrdorfer Sportplatz wurden 4-5 Personen vermisst, genaue Anzahl unklar. So schwärmten alle zu einer strukturierten Suche mit Wärmebildkameras aus – und fanden nach und nach einen Dummy und 3 Mimen, die zum Teil mit Tragetuch und Schleifkorbtrage gerettet werden mussten.

Zurück im Feuerwehrhaus roch es schon sehr lecker. Unser Koch Kevin Schwab brutzelte Zwiebel, Gemüse und Hackfleisch für die Bolognesesoße zum Mittagessen. Aber auch wenn es schon gut roch: damit sie richtig gut schmeckt, muss so eine Soße auch eine Weile durchziehen.

Zum Glück musste sich niemand langweilen, denn der nächste Einsatz kam schon gleich: Rauchentwicklung im Göttelfinger Kindergarten und eine verletzte Person. Bereits auf der Anfahrt von Eutingen nach Göttelfingen war die Rauchwolke zu sehen – zwar nur Disconebel aber trotzdem sehr beeindruckend.

Im MTW wurde die Einsatzleitung aufgebaut und eine Lageskizze angefertigt. Zwei Löschfahrzeuge und der Gerätewagen Logistik (GW-L) übernahmen die Brandbekämpfung von der Vogelsangstraße aus, die Mannschaft eines weiteren Löschfahrzeugs verschaffte sich Zugang vom Steigweg zum rückwärtigen Teil des Kindergartens. Die große „Rauchwolke“ und das Aufgebot an Feuerwehrfahrzeugen war natürlich auch den Nachbarn nicht entgangen. Und so hatten wir zahlreiche Zuschauer, die vom Können unserer Jugendfeuerwehrler beeindruckt waren.

Nach dem Kuchen zur technischen Hilfeleistung

Nach dem Mittagessen war zunächst etwas Ruhezeit angesagt, dann gab es Kuchen und Hefezopf. Kaum war der gegessen, stand ein Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person in Weitingen auf dem Programm. Hier konnten die Jugendfeuerwehrler den Umgang mit Gerätschaften der technischen Hilfeleistung – Schere und Spreizer – kennenlernen. Außerdem mussten sie ein Schaumrohr aufbauen, wobei wir aus Umweltschutzgründen das Schaummittel nicht angeschlossen haben. Nach diesem Einsatz durften die Jugendfeuerwehrler noch das neue Feuerwehrhaus in Weitingen besichtigen, dessen Fertigstellung bald erfolgen soll.

Anschließend ging es zurück nach Eutingen, um alle Fahrzeuge wieder zu putzen und einsatzbereit zu machen. Auch das Eutinger Feuerwehrhaus wurde von oben bis unten wieder in Ordnung gebracht. Zum Abschluss eines erlebnisreichen Tages gab es noch ein gemeinsames Abendessen. Zurück zu Hause fielen die Teilnehmer aber auch die Betreuer zufrieden und ausgepowert ins Bett.